Erzählakademie

Ich als Erzähler?

Erzählen ist ein wunderbares Erlebnis. Es entsteht, wenn der Erzähler seine Geschichte liebt und sie mit den Zuhörern teilt. Denn, man kann nur erzählen, was man ehrt und gern hat. Der Erzähler lebt durch die Geschichte und die Geschichten durch den Erzähler. Erzählen ist ein spannender Widerspruch, ist Alltagsbanalität und Kunst in einem.

Und doch, ein Erzähler und eine Geschichte machen keine Erzählung aus. Damit Erzählen lebendig wird, braucht es Zuhörer. Erzählen ist kein Monolog, keine Rezitation. Es ist ein Dialog welcher von der Anteilnahme und Beteiligung lebt. Es ist kein Geheimnis: Das Ich spricht sich im Du aus.

Was ist ein guter Geschichtenerzähler?

Der Erzähler ist ein Vermittler. Mit seinen Geschichten lädt der Erzähler den Zuhörer ein, über seine Begeisterung für das Fantastische, Unheimliche und Märchenhafte sich ein Bild zu machen. Seine Betroffenheit, Freude, sein Staunen will er mit anderen teilen. Ein guter Geschichtenerzähler will einen Dialog mit dem Zuhörer. Der Zuhörer begegnet der Geschichte und dem Erzähler als unverwechselbare Person, sie sind Partner. Gemeinsam bauen sie an der unsichtbaren, fiktiven Welt der Geschichten.

Wie soll erzählt werden?

Der Erzähler braucht kein gekünsteltes Sprechen für sein Geschichten, er muss verständlich sein. Der Erzähler ist kein Schauspieler, aber er ist ein Spieler (K.Wardetzky) Er spielt mit der Geschichte, der Sprache und den Figuren, ohne dass er sich verwandeln muss. Er deutet an, skizziert und gibt seiner Geschichte und Helden Sinn und Leidenschaft. Seine Welt wird die Welt des Zuhörers. Das Erzählen ist so immer unverwechselbar, eigen und individuell.
Er vermittelt zwischen der Erzählung und seinen Zuhörern. Er entwickelt ein feines Gespür für die momentane Umgebung, die Sensibilität der Zuhörer und er muss flexibel sein. Es ist nicht möglich, die selbe Geschichte zweimal gleich zu erzählen

Welche Geschichten erzählen?

Ich bin ein grosser Freund der Geschichten, welche aus der mündlichen Tradition kommen und heute Literatur sind. Darin wird angesprochen, was als über-menschlich, typisches, bestimmendes heute noch Gültigkeit hat. Das mag ein Grund sein, weswegen diese Geschichten die Zeit überdauerten. Märchen, Sagen und Mythen z.B. folgen einer inneren Gesetzmässigkeit, welche bezüglich der  menschlichen und dramatischen Aspekten noch immer stimmen. Ihre Bilder sind zeitlos und lassen auch heute Raum für eigene, individuelle Erfahrungen. Mündlichkeit, Erzählen, nimmt die Geschichten und der Erzählende macht sie zu seiner eigenen Erzählung.