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„Am meisten Zulauf haben die Erzähler. Um sie bilden sich die dichtesten und auch die beständigsten Kreise von Menschen. Ihre Darbietungen dauern lange, in einem inneren Ringe hocken sich die Zuhörer auf dem Boden nieder und sie erheben sich nicht so bald wieder. Andere bilden stehend einen äußeren Ring; auch sie bewegen sich kaum, sie hängen fasziniert an Worten und Gesten des Erzählers. Manchmal sind es zwei, die abwechselnd rezitieren. Ihre Worte kommen von weiter her und bleiben länger in der Luft hängen als die gewöhnlicher Menschen.“ Elias Canetti
Seit über zwölf Jahren gibt es eine Kooperation zwischen der Erzählakademie und amwort. Es findet jährlich ein Kurs statt mit drei Wochenenden in der Rudolf Steiner Schule Aesch und einer Sommerwoche in den Bergen. Die Erzählakademie verdankt ihre Existenz der Initiative des bereits sagenumwobenen Geschichtenerzählers Martin Niedermann. Als Heilpädagoge hat seine Erzählkariere begonnen und seit 2020 ist er von der Universität der Künste in Berlin zertifiziert: „Storytelling in Art and Education“. Siehe auch: https://www.redensart.ch/
Erzählen ist lernbar und Geschichten können berühren. Der Erzähler offenbart sich selbst in der Geschichte, und die Geschichte offenbart sich durch den Erzähler. Das Innenleben tritt nach aussen. Erzählen kann man nur, was man liebt. Erzählen ist immer da aktuell, wo wir in Beziehung mit anderen Menschen stehen.
So steht es im Flyer der Erzählakademie. Siehe auch www.erzaehlakademie.ch
Agnes Zehnter fragte Teilnehmende zu folgenden Themen:
- Was ist Deine Motivation, den Erzählkurs zu besuchen:
- Welche „Goldkörner“ hast Du bisher mitgenommen?
- Was erhoffst Du Dir von der Sommerwoche?
Motivation: Zu lernen wie ich eine Geschichte so erzählen kann, dass mein Gegenüber berührt ist.
Goldkörner: Meine Stimme und Wortklang, so zu gebrauchen, dass mein ganzer Körper damit ausgefüllt ist.
Sommerwoche: Ich möchte erfahren, wie ich mit Gewalt, Moral, Bös und Gut in den Märchen umgehen kann.
Bernadette
Motivation: Die Hauptmotivation war für mich der Wunsch, mich mit etwas intensiver zu beschäftigen, was ich gerne mache – so richtig gerne mache, und mich in diesem Bereich auch weiterzuentwickeln. Irgendwo schwirrt auch die Frage im Hinterkopf, was ich später mit dem Geschichtenerzählen tun könnte, ob daraus etwas entstehen wird, wo ich es werde anwenden können. Das ist alles noch sehr offen und dieses «was wäre wenn» belebt Ideen und bewegt etwas.
Goldkörner: Mir gefallen die Werkzeuge – ganz konkrete Tipps, Hinweise oder Grundsätze, die ich dann zwar noch nicht immer sogleich umsetzen kann, die ich aber immer wieder nachlese und die mir das Gefühl geben, irgendwo konkret ansetzen oder mir etwas Bestimmtes vornehmen zu können.
Beispiele:
– das Dreieck Erzählender, Geschichte, Publikum
– der «Raum hinter mir»
– die wechselnde Dynamik
– der Blick, der die Gesten unterstützt
– die Einschübe
Sommerwoche: Die Wochenenden waren eigentlich recht kurz, der Abstand dazwischen lang. Trotzdem haben diese Tage einiges in Gang gesetzt und ich konnte viel für mich daraus herausholen. Deshalb bin ich überzeugt, dass eine ganze Woche eintauchen in die Geschichten- und Erzählwelt sehr inspirierend sein wird. Ich erhoffe mir, meine Erzähltechnik verbessern und zunehmend Selbstvertrauen beim Erzählen gewinnen zu können.
Tanja
Motivation: Ich mag Geschichten erzählen sehr und es ist mir immer eine Ehre, eine Geschichte erzählt zu bekommen. Für die Erzählakademie angemeldet habe ich mich spontan, weil ich nach einem strengen Studium und zwei zermürbenden Berufsjahren das Bedürfnis hatte, einfach etwas Kreatives für mich zu machen. Ich habe Lust, für mein Gemüt und zu meiner Freude in einem Bereich dazulernen und meine Fähigkeiten auszubauen, in welchem ich mich bereits ein wenig zuhause fühle.
Goldkörner: Es ist einfach grundsätzlich herrlich, die vielen Geschichten der anderen Teilnehmenden hören zu dürfen. Ich habe den einen oder anderen Moment erlebt, in welchem mich eine Situation in einer Geschichte persönlich berührt oder sogar in meinen aktuellen Alltag hineingesprochen hat.
Die wohlwollende Gruppe schafft eine Basis, die es ermöglicht, etwas auszuprobieren und zu wagen wie zum Beispiel der gezielte Wechsel von Mundart und Standartsprache innerhalb derselben Geschichte.
Trauriges heiter zu erzählen und Heiteres dramatisch war für mich eine lustige Übung und eine attraktive Anregung, auf eine überraschende Weise mit Stimmungen zu spielen.
Ich finde es faszinierend, zu erleben und zu entdecken, wie Körper(-haltung) und Sprachgestaltung zusammenhängen. Wo kommen zum Beispiel grummlige, wo zielstrebige Laute her, usw.?
Ich kann von der Erzählakademie als Gesamtpaket über das eigentliche Erzählen hinaus für meine Persönlichkeit profitieren.
Sommerwoche: möchte ich unter anderem gerne weitere Zusammenhänge von Sprache und Körper kennenlernen und üben:
…wie verschaffe ich meiner Stimme Gehör, ohne zu schreien und ohne heiser zu werden?
… gemeinsam mit anderen Geschichten-Improvisationen in Form von geselligen Spiel-Geschichten oder Geschichten-Spielen erleben.
… eine Geschichte als Hörspiel und auch Mal eine Geschichte nur einer einzelnen Person erzählen.
Charlotte
Motivation: Meine Mutter hatte die wunderbare Gabe, lebendig aus ihrem Leben zu erzählen. Ich hörte ihr gerne zu. Das will ich auch lernen. Schon lange schlummerte dieser Wunsch in mir. Und nun bin ich dabei. Dass die Erzählakademie so frei und offen ist für uns alle, kommt mir sehr entgegen.
Goldkörner: Dass ich eine Geschichte auswendig erzählen kann und vor einer Gruppe Menschen zu stehen und zu erzählen, hätte ich mir vor Beginn nicht vorstellen können. Wir können ausprobieren, Erfahrungen sammeln,
üben und spüren ich bin auf dem Weg. Auch wenn es noch nicht alles perfekt ist.
Sommerwoche: Ich war kürzlich ein paar Tage im Spital, weil ich so starke Schmerzen in der Hüfte hatte. Jeder Tag ist jetzt eine Gratwanderung. Was geht? Und was nicht? Ich weiss noch nicht ob ich so eine ganze Woche mitmachen kann.
Lis
Motivation: Meine Grosskinder sollten einmal sagen können, es war immer so lustig und spannend, wie Opi Geschichten erzählte.
Goldkörner: Ich muss mich richtig in die Geschichte hineingeben: «par coeur»
Sommerwoche: Federleicht Märchen erzählen können, einfach so.
Emil